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Palmsonntag, Ostern & weißer Sonntag

Palmsonntag, Ostern, weißer Sonntag

Stellen Sie sich vor, es würde ein großes Fest gefeiert und keiner ginge hin, eigentlich undenkbar, eigentlich. Doch heuer, also im April 2020 ist alles anders. Selbst die Ältesten unter uns können sich an eine Situation wie diese nicht erinnern. Selbst in Kriegszeiten wurde Ostern gefeiert, schließlich ist das Osterfest das höchste Fest im kirchlichen Jahresverlauf. Warum gerade Ostern? Ein von mir sehr geschätzter katholischer Pfarrer, übrigens ein spätberufener, also einer, der erst in weltlichen Berufen gearbeitet hat, in diesem Fall Metzgermeister und Vertreter im Außendienst, hat auf meine Frage warum eigentlich Ostern und nicht Weihnachten das höchste Kirchenfest ist, ganz pragmatisch geantwortet: weißt, auf die Welt, also geboren wurde jeder von uns, auferstanden von den Toten ist nur Jesus. Kurz, knackig und prägnant, so ist er und dafür mögen ihn die Menschen. Aber nun zurück zum eigentlichen Thema.

Der Palmsonntag

Am Palmsonntag wird an den Einzug Jesu in Jerusalem gefeiert. Zum Zeichen seines Königtums jubelte ihm das Volk zu und streute auf seinem Weg Palmzweige, diese galten seinerzeit in vielen Ländern als heilige Pflanze. Als also Jesus auf seinem Esel in Jerusalem einzog, jubelte ihm das Volk zu (Joh 12,13 - 15, Mt21,1-11, Lk 19,28-40). Vom König des Volkes zum Gekreuzigten in nur einer Woche. Man könnte jetzt sagen, auch damals war die Zeit schon schnelllebig und die Menschen vergessen schnell. Doch das wäre natürlich völliger Blödsinn. In normalen Jahren würde man mit einem Buschen Palmkätzchen, geschmückt mit bunten Bändern, den Gottesdienst besuchen und in der Kirchengemeinde zusammen dieses Fest feiern. In diesem Jahr aber nicht. Alternativ wurde in vielen Pfarreien die Möglichkeit geboten, einzeln und ohne Gottesdienst die Palmbuschen abzulegen und sie später geweiht wieder abzuholen. 

Der Ostersonntag

Das etwas, war so traurig und unmenschlich beginnt wie die Kreuzigung Jesu zweitausend Jahre später immer noch rund einem Drittel der Weltbevölkerung Halt und Hoffnung gibt, vermochte nur einer zu vollbringen. Jesus von Nazareth. Von ihm war man seinerzeit ja schon einiges gewohnt, eine Brot- und Fischvermehrung, Krankenheilungen, Wasser in Wein verwandeln oder übers Wasser zu gehen, aber mit seiner Auferstehung von den Toten hat er etwas vollbracht, was so noch kein Mensch vor und auch nicht nach ihm machte. Das macht ihn so einzigartig und legte damit den Grundstein für eine der größten Weltreligionen. Jesus ist eben nicht nur ein Prophet, sondern Gottes Sohn. Weil alle Christen an ein Leben nach dem Tod glauben, feiern wir das Osterfest nach einer entbehrungsreichen Fastenzeit üblicherweise mit einem Festgottesdienst, bei dem mitgebrachte Speisen und Kerzen geweiht werden, feiern dieses Fest mit unseren Liebsten und Angehörigen und genießen bei einem Osterspaziergang die freien Tage und das Erwachen der Natur nach dem Winter. Nicht so jedoch im Jahr 2020. Kein Osterfeuer mit Priester und Gläubigen, an dem die neue Osterkerze erstmals entzündet wird und die dann bis Pfingsten bei jedem Gottesdienst und danach bei jeder Taufe und jeder Beerdigung angezündet wird. Kein festlicher Gottesdienst am Ostersonntag und erst recht keine Familienfeier. 

Der weiße Sonntag

Der weiße Sonntag ist der 1. Sonntag nach Ostern, an dem traditionell viele Erstkommunionen stattfinden, doch auch das ist heuer nicht möglich. Mitten in den Kommunion-Vorbereitungen, vielerorts von Tischmüttern organisiert, die dann die Kinder an das Thema 1. hl. Kommunion heranführen, trafen uns Ausgangsbeschränkungen und Kontaktverbot unvermittelt. 

Auch, wenn derzeit viele von uns zu Hause bleiben müssen, sei es, weil sie auf Kinder aufpassen, die derzeit weder in die Kita noch die Schule besuchen können oder weil der Arbeitgeber geschlossen haben muss und deshalb Kurzarbeit angeordnet hat oder aus welchen Gründen auch immer, freuen wir uns auf eine Zeit nach Corona, Kontaktverbot und Ausgangsbeschränkungen. Ein gesellschaftliches Leben, das über viele Jahrzehnte selbstverständlich für uns alle war, werden wir nach dieser Zeit geradezu als Befreiung, als Luxus wahrnehmen und, ich glaube auch, dass wir nach dieser Pandemie viel wacher und mit offenen Augen und Ohren unser Leben und unsere Mitmenschen und die Natur wahrnehmen werden als vorher. 

Die Zeit für christliche Nächstenliebe ist jetzt!

Es ist schon erstaunlich, was solch eine Ausnahmesituation wie die aktuelle hervorbringt. Kranken- und Altenpfleger werden plötzlich als systemrelevant und ungemein wichtig für unsere Gesellschaft wahrgenommen. LKW-Fahrer, die noch vor wenigen Monaten von Politik, Medien und der sogenannten "fridays for future" Bewegung als Umweltverschmutzer wahrgenommen wurden, deren Diesel-LKW`s am besten noch heute von unserem Straßenbild verschwinden sollten, werden wie Helden gefeiert, für sie werden momentan sogar selbstgemachte Transparente an Autobahnüberführungen angebracht oder nehmen wir die Verkäuferinnen und Verkäufer im Supermarkt. Bisher wenig geschätzt und auch recht bescheiden entlohnt, sind auch gerade sie es, die das Land am Laufen halten. Man könnte an dieser Stelle noch unzählige Berufsstände mehr aufzählen, deren Job mehr Anerkennung verdient hätte und auf die wir alle nicht verzichten können. Lassen Sie uns diese Helden des Alltags nicht nur jetzt schätzen, sondern auch oder vielleicht gerade erst recht, wenn alles wieder seinen gewohnten Gang geht. Und auch jeder einzelne von uns kann ein kleiner Altagsheld sein, auch wenn wir derzeit nicht gemeinsam Gottesdienste feiern können, nämlich durch gelebte, christliche Nächstenliebe. Helfen Sie alten Menschen in Haus und Garten, übernehmen Sie Besorgungen, helfen Sie Obdachlosen. Das ist christlich und wird von unserem Herrgott sicher mindestens genauso wertgeschätzt, wie andächtiges beten in der Kirche. Wie sagte schon Jesus? Was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan. In diesem Sinne wünschen wir vom momentan stark dezimierten Wachs - Kraus - Team (nein, keine Angst, wir sind alle gesund, wir haben momentan nur nichts zu tun) ein frohes und besinnliches Osterfest.

Noch einige Hinweise: Viele Pfarreien übertragen derzeit Gottesdienste live im Internet. Und gerade in schwierigen Zeiten wie diesen, in denen es viel zu wenig zu lachen gibt....der Passauer Bischof Stefan Oster hatte bisher immer am Ende seines Ostersonntags-Gottesdienstes einen Oster-Witz erzählt, ich hoffe, auch in diesem Jahr. Hier einige Links zu alten Oster-Witzen.

https://www.youtube.com/watch?v=tjqyVtw_eyw

https://www.youtube.com/watch?v=DDPE34C2leM

©Wachs-Kraus

 

 

 

 

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